Joe Colombo

interessierten modernistische Wohnkonzepte, die er mit verschiedenen Möbelsystemen sowie »Mikrowohnwelten« verwirklichte und deren Funktion oft auf modularen Kompaktmöbeln mit Mehrfachnutzen beruhten.

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Joe Colombo

Cesare »Joe« Colombo (1930 - 1971) studiert zunächst Malerei, bevor er sich in seiner Heimatstadt Mailand am Polytechnikum zum Architekten ausbilden lässt. Dort macht er 1954 seinen Abschluss und wird im gleichen Jahr mit einer Arbeit im Möbeldesign anlässlich der zehnten Mailänder Triennale beauftragt. Dennoch spielen sich seine ersten Berufsjahre vor allem in den Feldern Malerei und Bildhauerei ab, da er Mitglied in mehreren umtriebigen Künstlergruppen wird. Als sein Vater 1959 stirbt, muss Joe Colombo die Nachfolge in dessen Fabrik für Elektrogeräte antreten. Gezwungenermaßen nimmt er seinen eigentlichen Hauptberuf Designer an und startet zugleich in der Erforschnung des angesagten Werkstoffs Kunststoff.
Nach der Gründung seines eigenen Design-Studios 1962 spezialisiert er sich zunächst auf Innenarchitektur- und Raumgestaltungsprojekte, wird vor allem als Planer für Hotels, Skihotels und Berghütten bekannt. Für die Ausstattung eines Hotels auf Sardinien erhält der Designer 1964 den Preis »IN-Arch« – nicht zuletzt für seine dort verbauten Deckenleuchten aus Plexiglas-Prismen. In der Folge widmet sich Joe Colombo (teils in Zusammenarbeit mit seinem Bruder Gianni) der Gestaltung von Möbeln und Wohnaccessoires und erarbeitet sich bald den Ruf eines stilprägenden »Meisters im Plastik-Design«, ohne bei seiner Arbeit traditionelle Werkstoffe wie Holz und Glas außer Acht zu lassen. Aus seiner Feder stammen neben Möbeln und Leuchten auch Alltags- und Gebrauchsgegenstände wie Türklinken, Kameras, Pfeifen, Uhren und Tabletts, die stets durch ein dynamisches, weitgehend weichkantiges Styling überzeugen wie der »Boby« Rollcontainer für die italienische Firma B-Line. 1967 und 1968 erhält der Designer den Preis der ADI, 1969 ziehen einige seiner Design-Objekte permanent in die Sammlung des New Yorker Museum of Modern Art ein, 1970 ehrt in die italienische Design-Szene mit dem prestigeträchtigen Compasso d‘Oro.
In den letzten Jahren seines Schaffens ist der Ansatz mehr ganzheitlich ausgerichtet. Ihn interessieren verstärkt modernistische Wohnkonzepte, die er mit verschiedenen Möbelsystemen sowie »Mikrowohnwelten« verwirklicht und deren Funktion oft auf modularen Kompaktmöbeln mit Mehrfachnutzen beruht. Auf die Spitze treibt Joe Colombo die Idee mit dem »Total Furnishing«, das 1972 bei einer Design-Ausstellung des New Yorker MoMA gezeigt wird: eine funktional komplette Wohnung auf 28 Quadratmetern. Er selbst kann diesen großen internationalen Auftritt nicht mehr feiern, denn er stirbt im Juli 1971 an Herzversagen. Das Leipziger Grassi-Museum widmet Joe Colombo im Frühjahr 2009 eine große Retrospektive.