
Cosy in den Herbst
Natalie Glebe | 08.09.2023
Mit Bouclé, Cord und Teddy wird's diesen Herbst richtig gemütlich.
Jetzt lesenEin Einrichtungsstil, der so wunderschön unaufgeregt ist, dass man ihn fast gar nicht kommen sah: »Japandi«.
September 1, 2021 00:00
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Wir stellen Ihnen den Trend vor, der japanischen Minimalismus mit skandinavischer »Scandi«-Schlichtheit verbindet. Und so gar nicht als kurzweilige Erscheinung am Einrichtungshimmel zu prognostizieren, wird er uns wohl glücklicherweise eine Weile begleiten, anstatt wie so viele Trends wieder schnell zu verschwinden.
Das Besondere an »Japandi« ist, dass man gar nicht viel benötigt, um diesen Stil umzusetzen. Denn die Reduktion (auf das Nötigste) und das persönliche Wohlbefinden stehen neben der Wertschätzung der Handwerkskunst im Fokus. Weniger ist hier tatsächlich mehr und Understatement das Stichwort. Auch geht es um Besinnung und die Rückkehr zum Bodenständigen, was schon fast einer Philosophie gleichkommt. Aber der Reihe nach…
Hier wird Handwerk großgeschrieben: Sowohl die »Akari« Leuchten von Vitra als auch die Geschirr-Serie »Nordic Sand« von Broste werden in Handarbeit gefertigt – kleine Unregelmäßigkeiten gewollt nicht ausgeschlossen. Dabei spielt bei den auch heute noch in Japan gefertigten Leuchten die Tradition ebenfalls eine große Rolle: »Das Licht einer Akari leuchtet wie das Licht der Sonne, das durch ein Shoji-Papier gefiltert wird. Die Magie des Papiers verwandelt die kühle Elektrizität zurück ins ewige Licht der Sonne. Damit ihre Wärme auch in der Nacht weiter unsere Räume füllen kann.« Treffender als der Designer Isamu Noguchi selbst kann man kaum seine 1951 für Vitra geschaffene Leuchten-Serie beschreiben, deren Name der japanische Ausdruck für Helligkeit und Licht ist. Fotos: © Vitra, Broste Copenhagen
Die auf den ersten Blick sehr gegensätzlichen Welten Japans und Skandinaviens entpuppen sich auf den zweiten Blick als wahre Stilgeschwister. In beiden Ländern beziehungsweise Gebieten ist Natürlichkeit, Bodenständigkeit und Schlichtheit in der Einrichtung sehr wichtig; beim Möbeldesign, über handgemachte Keramik, bis hin zur Wandgestaltung. Das helle Holz Skandinaviens trifft auf dunkle Nuancen Japans – das sorgt für einen spannenden Mix. Die vorwiegend weißen oder beigefarbenen Wände aus dem klassischen »Scandistil« korrespondieren mit kräftigen Highlights in Aubergine, Tannengrün oder Königsblau aus Japan: Der coole, rustikale Kern Skandinaviens fusioniert mit dem filigranen, wohlbedachten Minimalismus Japans.
Die »Air« Serie von Design House Stockholm versteckt Ihre liebsten Stücke vor neugierigen Blicken, lässt aber dank des Wiener Geflechts auch Umrisse erahnen – insbesondere, wenn die Kommoden von innen mit einer Leuchte illuminiert werden. Und Mater schafft scheinbar mühelos den Spagat zwischen dänischem Handwerk und feinem Design – das beweisen die »Nestor« Stühle, die »Accent« Tische und die »High« bzw. »Low« Hocker ganz eindeutig. Fotos: © Design House Stockholm, Mater Design
Ein Farbkonzept aus Grau, Schwarz, Braun und Weiß fängt den »Japandi« Look wunderbar ein: Helles Holz, dunkles Metall, honigfarbenes Rattan und beigefarbenes Wiener Geflecht an Möbeln und Accessoires wirken am besten vor »nicht-farbigen« Wänden. Aber auch eine »Highlight-Wand« in oben genannten Farben ist selbstverständlich möglich und provoziert den Blick. Hell und Dunkel wechseln sich ab und sorgen automatisch für Wohnlichkeit und einen spannenden Kontrast.
Im Norden sowie im Osten werden Natürlichkeit und Handwerkskunst verehrt: Insbesondere Designstücke, denen man Ihr Handwerk ansieht, und Naturmaterialien wie Keramik, Holz, Kork, Papier, Rattan und Marmor unterstreichen diesen besonderen Look. Auch bringen handgemachte, schlichte Accessoires eine persönliche Note ein, da es sich dabei oft um Unikate handelt. Aber: Ausladende, exzentrische Formen sollten vermieden werden, denn durch eine schlichte Formensprache können Einzelstücke gut miteinander kombiniert werden.
Langlebigkeit steht auch hier im Fokus: Die Möbel, die beim Japandi-Stil eingesetzt werden sollen, sind zeitlos und filigran. Wie es vor allem in Japan üblich ist, kommen auch hier niedrige und unkomplizierte Möbel, wie Futons, Couchtische, Bodenkissen und Lowboards zum Einsatz. Das schafft auch in kleinen Räumen optische Weite. Signifikant ist auch die Einfachheit in der Konstruktion: Wuchtige Möbel möchte man hier nicht. Vielmehr soll die Funktion im Vordergrund stehen, die nicht von dicken Polstern oder vielen Zierleisten versteckt werden sollte.
Motarasu verbinden in ihren Möbeln japanischen Minimalismus mit skandinavischem Pragmatismus zum zeitlosen Design und fördern folglich die klaren Übereinstimmungen in Design und Handwerkskunst. Das »Unfurl« Klappsofa von Innovation Living erfüllt gleich mehrere Bedürfnisse und passt somit hervorragend in den Japandi-Stil: Sofa, Gästebett und Daybed. Fotos: © Motarasu, Innovation Living
Kombinieren Sie ein elegantes Daybed oder ein schlankes Sofa zu Designklassikern, wie dem String Regal oder dem luftigen Lowboard »Air« von Design House Stockholm. In dieser reduzierten Inszenierung unterstreichen sie den Japandi-Look, gehen aber auch prima als Solitäre durch, wenn sich Ihr Geschmack ändern sollte.
Beim Japandi geht es nicht typisch »hygge« zu, auch wenn dieser Einrichtungsstil zur Hälfte dem skandinavischen Design entstammt. Vergessen Sie Kissenburgen und Felle auf dem Sofa und sorgen Sie für zurückhaltende Gemütlichkeit – oder eher »Wohlbefinden«. Das soll nicht heißen, dass es nicht gemütlich werden darf, im Gegenteil, aber das eben auf eine subtilere Weise.
Für eine gemütliche »japandische« Tee- oder Kaffeezeremonie: die »EM77« und »Theo« Serien von Stelton. Fotos: © Stelton
Bei der Dekoration zählt Zurückhaltung, denn Understatement ist das A und O für den richtigen Japandi-Look. Setzen Sie auf besondere Dekostücke, wie zum Beispiel Ihre Lieblingsvase, und dekorieren Sie nur diese auf Ihrer Fensterbank – mehr nicht. Setzen Sie auf schlichte, grafische Formen, Highlights in Schwarz und goldfarbene Akzente – dann kommt der japanisch-skandinavische Flair von ganz allein.
Naturstein und Messing sowie Naturholz und Messing gehen eine fabelhafte Symbiose ein. Fotos: © Fritz Hansen, Moebe
Insbesondere »Ikebana« versinnbildlicht die japanische Achtsamkeit in Perfektion: In dieser Kunst des Blumenarrangierens werden neben der Blüte ebenfalls die Vase und alle Stängel, Zweige und Blätter beachtet. Jaime Hayon kreiert für die skandinavische Marke Fritz Hansen die Ikebana Vasen, die auch uns Laien das kunstvolle Blumenstecken ermöglicht.
Auch wenn man sich im »Japandi« eher reduziert, braucht man sich bei Details nicht besonders zurückzuhalten. Das Mitbringsel aus dem letzten Urlaub? Gerne offen zeigen und daran erfreuen. Das Familienerbstück Bauernschrank? Funktioniert auch im Japandi. Es geht nicht darum ein karges Ambiente zu schaffen, sondern sich mit Klarheit und Bodenständigkeit zu erden und eine Art Oase zu schaffen. Der Stil soll Wohlbefinden vermitteln und wie geht das bitte besser, als sich mit Dingen zu umgeben, die Sie lieben?
Pflanzen funktionieren ganz wunderbar im Japandi Design: neben ihrer ohnehin schon wohltuender Eigenschaften (Luftreiniger), beruhigt das Grün und harmoniert wunderbar mit dunklen Möbeln. Fotos: © Skagerak, Moebe
Deshalb funktioniert der Wohntrend auch so gut: Es wird gefiltert und nur das bleibt übrig, was man auch wirklich schätzt. Wie eben zum Beispiel Möbel, die seit Generationen in der Familie sind oder das Designerstück, mit dem Sie schon seit Wochen und Monaten liebäugeln. Auch das ist eine Form der Nachhaltigkeit, die Hand in Hand mit der Philosophie Japans und Skandinaviens geht: Weg vom gedankenlosen Konsum, hin zu bewussten Entscheidungen und hochwertigen Stücken, die jahrelang halten und nach ihrer Lebenszeit vollständig recycelt werden könnten…
Fotos: © Eva Solo®, Louis Poulsen, Menu, Northern, Cane-line®, Carl Hansen, Moebe
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